Betriebliches Gesundheitsmanagement

Dr. med. Jürgen M. Jancik

Die Kosten für Arbeit werden substantiell auch durch das betriebliche Gesundheits- und Krankheitsgeschehen geprägt und können durch ein angepasstes Gesundheitsmanagement beeinflusst werden.

Sowohl Gesundheit als auch Krankheit sind wichtige Grössen für das Führen von Unternehmen und Organisationen. Gesundheit und Krankheit sind in Betrieben nicht statisch, sondern entwickeln sich dynamisch, sowohl in einem Gesundheitsgeschehen als auch in einem Krankheitsgeschehen. Diese beiden Geschehen sind vernetzt, verändern sich ständig und sind beeinflussbar. Das Beobachten beider Geschehen und das gezielte sowie das ungezielte Einwirken auf beide Geschehen ist Gesundheitsmanagement. Voraussetzung für ein erfolgreiches Gestalten des notwendigen Gesundheitsmanagements ist ein gezieltes, kenntnisreiches Analysieren, Planen und Handeln mit Blick auf  diese Geschehen.

Unternehmen und Organisationen werden von Führungspersonen geleitet. Führungspersonen übernehmen und tragen die unternehmerische Verantwortung sowohl für das aktuelle wirtschaftliche Ergebnis als auch für den dauerhaften Erfolg und dauerhafter Erfolg ist nur bei regelmäßiger Steigerung der Wirtschaftlichkeit möglich. Die Steigerung der Wirtschaftlichkeit in einem Betrieb ist immer ein Optimierungsprozess, sowohl zum Senken der Kosten als auch zur Verminderung der persönlichen Verausgabungen, die bei Mitarbeitern und Führungspersonen zum Erreichen der Unternehmensziele notwendig sind. Gesundheitsmanagement ist ein Teil des ständigen Optimierungsprozesses zur Maximierung der beruflichen Leistung bei einer Minimierung der individuellen Verausgabung.

Gesundheitsmanagement erfolgt dynamisch an der Schnittstelle von Unternehmensentwicklung und individueller Entwicklung, ausgerichtet an den Unternehmenszielen und dem persönlichen Lebensplan. Gesundheitsmanagement ist ein Teilaspekt des innerbetrieblichen Arbeitsmarktes

Gesundheitsmanagement ist gezieltes und bewusstes Einarbeiten gesundheitsfördernder, krankheitsvorbeugender und Heilung unterstützender Strategien, Strukturen und Prozesse in das allgemeine Management, in die Führungsstrategie und in den Führungsstil. Dies ist eine Grundvoraussetzung für einen dauerhaften unternehmerischen Erfolg. Wirtschaftlich gesunde Unternehmen sind schwer denkbar ohne loyale Mitarbeiter, die regelmäßig ein gesundes Wohlbefinden ausstrahlen und vermitteln.

Gesundheitsmanagement erfolgt in Teilprozessen, die gemeinsam erst zum Ziel führen:

Ermitteln der Krankheitskosten,
Ermitteln der soziodemografischen Struktur,
Ermitteln und Bewerten der Leistungsanforderungen,
Prognose der Leistungsanforderungen
Prognose der soziodemografischen Entwicklung,
Analyse des Krankheitsgeschehens,
Prognose des Krankheitsgeschehens,
Prognose der Krankheitskosten,
Erarbeiten und bewerten von Einwirkungsmöglichkeiten,
Prävention, Gesundheitsförderung,
Case-Management,
Angepasste Arbeitsgestaltung und Arbeitsaufgaben,
Angepasste Arbeitszeitgestaltung,
Angepasste Organisations- und Personalentwicklung.

Als Arbeitsmittel für das Gesundheitsmanagement gibt es „Grundrezepte”, die angepasst zum Ziel führen. Auch das gemeinsame Wirken von Mitarbeitern und Führungspersonen muss im betrieblichen Umfeld täglich neu gestaltet werden, wenn Arbeit immer wieder zu einem guten Erlebnis mit einem gutem Ergebnis werden soll. Die Erlebnisqualität von Arbeit steht in allen Ebenen in einem direkten Bezug zu deren Ergebnisqualität.

Nicht ein formales Gesundheitsmanagementsystem oder das episodenhafte Aneinanderreihen von möglichst vielen und kostspieligen Projekten zur „Gesundheitsförderung” oder „Prävention” beschreibt das Wesen eines wirksamen Gesundheitsmanagements, sondern die durchgehend positive Einstellung zu den Menschen. Das entscheidende Kennzeichen für eine Organisation mit einem gelebten und erfolgreichen Gesundheitsmanagement ist eine gute Erlebnisqualität der Arbeit sowie die Vitalität und der Erfolg, sowohl die der Organisation als auch die der Menschen, die in ihr arbeiten.

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